SWB-Projektleiter geben Einblicke zu neuen Bahnen
Jetzt, wo die neuen Škoda-Bahnen offiziell in Bonn unterwegs sind, geben die Projektleiter Friedrich-Jörn Zauner und Daniel Stecher Einblicke zur jahrelangen Vorbereitung. Internationale Kooperationen, komplexe Zulassungsverfahren und ein straffer Zeitplan gehörten zu den Herausforderungen. Das Ergebnis ist ein Meilenstein für die Bonner Mobilität.
Was bedeutet die Jungfernfahrt der neuen Škoda-Bahn für SWB Bus und Bahn und die Stadt Bonn?
Friedrich-Jörn Zauner: Für die Stadt und für uns ist das etwas Besonderes. 1994 bei der Inbetriebnahme der damaligen Straßenbahnen, war der Prozess weniger komplex. Heute haben wir ein komplett neu konstruiertes Fahrzeug. Unsere Mitarbeitenden mussten sich neuen Herausforderungen stellen, da wir auf keinerlei Erfahrungswerte zurückgreifen konnten.
Daniel Stecher: Den Unterschied zur alten Bahn erkennt man sofort. Es ist ein Meilenstein, wir präsentieren uns modern und fortschriftlich. Wenn dann noch die neuen CAF-Bahnen hinzukommen, haben wir eine ganz neue Flotte. Auch als Bereichsleiter für die Infrastruktur ist das aus meiner Sicht ein wichtiger Meilenstein.
Friedrich-Jörn Zauner: Das ist ein wichtiger Punkt, den Daniel Stecher da nennt. Die Infrastruktur und die Instandhaltung sollen auch von den neuen Bahnen profitieren.
Was macht diese neuen Bahnen besonders im Vergleich zu den bisherigen Fahrzeugen? Gibt es es umwelttechnische Vorteile?
Daniel Stecher: Nur ein attraktives Produkt wird von der Kundschaft genutzt. Die neuen Fahrzeuge bieten Komfort auf höchstem technischem Niveau, damit unterstützen wir die Verkehrswende.
Friedrich-Jörn Zauner: Klimatisierte Bahnen sind im Sommer attraktiver. Die Energietechnik für das Kühlen im Sommer und das Heizen im Winter ist fortschrittlicher.
Wie verlief der Weg bis zum Roll-out, gab es Herausforderungen, die gemeistert werden mussten?
Friedrich-Jörn Zauner: Wir mussten uns organisieren - wen brauchen wir für das Projekt und welche verschiedenen Gewerke. Diesen Lernprozess wollen wir auch für die neuen Stadtbahnen nutzen. Eine weitere Herausforderung sind die deutschen und europäischen Normen im Bereich Genehmigung sowie die Sprachbarrieren mit einem ausländischen Hersteller. Zudem müssen wir vor Ort freigeben, nicht alles können Dienstleister übernehmen. Das Zusammenspiel all dieser Beteiligten muss gemanaged werden. Wir haben gelernt, dass man auf Standards bestehen muss.
Daniel Stecher: Ich würde zwei Punkte ergänzen. Zum einen sind wir beide erst später zum Projekt gestoßen. Das war herausfordernd, vor allem, dass wir auf einen Stichtag hinarbeiten. Das hat viel Druck erzeugt. Ein weiteres großes Thema war die Zulassung: Die formalen Anforderungen deutscher Behörden in Zusammenarbeit mit einem ausländischen Hersteller zu erfüllen, war ein langer Prozess.
Wie wird sich die neue Flotte auf den Fahrplan und die Kapazität im Bonner ÖPNV auswirken?
Friedrich-Jörn Zauner: Wir gehen davon aus, dass wir weniger Probleme haben mit den nächsten Fahrzeugen, auch weil unsere Erprobungsfahrten sehr geholfen haben. Beim Fahrgastwechsel erhoffen wir uns, dass er schnell läuft, weil wir mehr und modernere Türen haben. Auch für das Fahrpersonal sind die Fahrzeuge besser gebaut. Zudem können Geschwindigkeiten voreingestellt werden, diese Neuerungen werden uns helfen. Die Fahrzeuge speisen Strom zurück ins Netz, das ist auch ein Vorteil, genauso wie der kaum vorhandene Fahrlärm. Neben der besseren Akustik sehen sie einfach viel besser aus.
Wie haben die verschiedenen Abteilungen zusammengearbeitet, um dieses Projekt zu realisieren?
Friedrich-Jörn Zauner: Wir haben intensiv alle Kommunikationsmittel ausgenutzt. Niemand hat den Stift fallen lassen, weil Feierabend war. Alle haben beim Projekt mitgezogen. Das war ein wichtiger Aspekt. Sonst hätte es nicht funktioniert. Es ist dieser Geist entstanden - wir rocken das jetzt.
Daniel Stecher: Das schönste war, dass die Zusammenarbeit über alle Organisationseinheiten hinweg sehr gut funktioniert. Alle haben sich eingebracht. Die Leute identifizieren sich mit dem Projekt, es wird als Aushängeschild im Unternehmen gesehen.
Was haben Sie gelernt und was würden Sie heute anders machen?
Friedrich-Jörn Zauner: Wichtig ist ein guter Vertrag und Setzung von Prioritäten. Unsere Erfahrungen aus dem Projekt sind sehr wertvoll, die müssen wir uns bewahren.
Daniel Stecher: Ein schlagkräftiges Team ist entscheidend. Früher waren die Anforderungen einfacher: Es gab weniger Vorschriften und die Technik war weniger komplex. Heute stehen wir vor deutlich anspruchsvolleren Herausforderungen.