SWB Bus und Bahn bringt Rohstoffe wieder in den Kreislauf
Für den Klimaschutz in Bonn beschreitet SWB Bus und Bahn nicht nur bekannte Wege wie zum Beispiel den Einkauf moderner Fahrzeuge. Auch in anderen Bereichen gibt es Potenzial, wie etwa beim sogenannten „Urban Mining“. Dabei konnte das Verkehrsunternehmen durch den Rückbau von Kabeln wertvolle Rohstoffe gewinnen.
Urban Mining bedeutet übersetzt etwa „Städtisches Abbaugebiet“, geläufiger ist „Bergbau in der Stadt“. Die Stadt wird sozusagen als großes Rohstofflager für Baumaterial betrachtet. Das abgebaute Material wird nicht als Müll entsorgt, sondern weiterverwertet.
Die Infrastruktur des Schienenverkehrs eignet sich sehr gut für das Prinzip. „Da wir in den letzten Jahren auf elektronische Stellwerke umgestellt haben, sind dort unter anderem alte Kupferkabel obsolet geworden“, erklärt Reiner Welter, Fachbereichsleiter Fahrwege/Signaltechnik bei SWB Bus und Bahn.
Alte Kabel machen Platz für Neues
So kam die Idee eines Pilotprojekts auf, das drei Ziele verfolgte. Zunächst sollte durch das Entfernen der Kabel die potenzielle Brandgefahr, gerade in Tunnelbereichen, reduziert werden. „Daneben wollten wir in den Trassen Platz für zukünftige Vorhaben schaffen. Und uns hat der Ansatz begeistert, die Kupferanteile als Wertstoffe wieder zurück in den Kreislauf zu bringen“, sagt Projektleiter Michael Wimmer.
Als Partner stand den Stadtwerken eine Solinger Fachfirma zur Seite. Gemeinsam plante man das Vorgehen in Tunneln und oberirdischen Trassen. „Von November 2023 bis März 2024 sind die Kabel der alten Stellwerke im Bereich des Hauptbahnhofs und auf der Südbrücke rückgebaut worden, danach folgte von Mai bis September die Strecke von Bonn West bis Buschdorf/Dransdorf und bis November wurden nicht mehr benötigte Kabel in unseren Anlagen zwischen Königswinter und Bad Honnef entfernt“, führt Reiner Welter aus.
Kupfer gewonnen – Kohlenstoffdioxid eingespart
Die Zahlen dahinter können sich sehen lassen. Insgesamt bearbeitete die beauftragte Firma eine Strecke von knapp 16 Kilometern. Die beseitigten Kabel haben zusammengerechnet eine Länge von circa 350 Kilometern und wiegen rund 280 Tonnen. Der Kupfergehalt liegt bei etwa 150 Tonnen. „Wenn wir alle Kosten gegenrechnen, haben wir sogar noch einen kleinen Gewinn erzielt“, sagt der Projektleiter freudig.
Noch wichtiger ist für SWB Bus und Bahn der Aspekt Ressourcenschonung. Indem das Kupfer als Sekundärrohstoff weiterverwendet wird, muss es nicht importiert werden. Das spart CO2-Emissionen. Und obwohl die Baufirma noch ihren eigenen CO2-Ausstoß durch Autofahrten rund um die Baustellen verrechnet, ergibt sich alleine für die erste Bauphase eine Reduktion von 237 Tonnen Kohlenstoffdioxid.
„Das ist großartig, denn man sieht, wie auch kleinere Projekte auf die Verkehrswende einzahlen. Und wenn die beiden anderen Strecken ausgewertet sind, werden wir die positive CO2-Bilanz mehr als verdoppeln“, betont Anja Wenmakers, Geschäftsführerin SWB Bus und Bahn. Schon jetzt ist für sie klar, dass das Pilotprojekt weitergedacht werden soll. (se)