Die Bonner U-Bahn wird 50
Es ist kaum zu fassen, aber die Bonner U-Bahn feiert in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag! Am 22. März 1975 wurde mit der ersten unterirdischen Stadtbahnlinie ein echtes Stück Bonner ÖPNV-Geschichte geschrieben. Nicht weniger als rund 80.000 Bonnerinnen und Bonnern nutzten an dem Wochenende das Angebot, die neue U-Bahn zum Sonderpreis von einer Mark für die Hin- und Rückfahrt zu testen. Der damalige Oberbürgermeister Peter Kraemer stellte um 10.15 Uhr das Signal auf „Grün“ für die damalige Linie U3 (heute Linie 63) und legte damit den Grundstein für eine ganz neue Art der Fortbewegung in der Stadt.

Die Idee hinter dem Projekt war ehrgeizig: 1967 beschloss der Bonner Stadtrat, eine schnelle Verbindung zwischen dem Regierungsviertel, Bonn und Bad Godesberg zu schaffen.
Mit einem Budget von rund 203 Millionen Mark war das Vorhaben eines der größten städtischen Infrastrukturprojekte der damaligen Zeit.
Allein 190 Millionen Mark entfielen auf die Tunnelstrecke, pro Kilometer Tunnel knapp 6 Millionen Mark. Die Kosten hierfür wurden zum größten Teil von Bund und Land aufgebracht, die Stadt Bonn übernahm 10 Prozent der Kosten.
Der Bau: Eine große Herausforderung
Am 12. Oktober 1967 fand an der Ecke Erste Fährgasse/Adenauerallee der erste Rammschlag statt. Anwesend waren seinerzeit nicht nur Bonner Politiker, sondern auch der frühere Landesverkehrsminister Hermann Kohlhase, sein Bundeskollege Georg Leber sowie der damalige Finanzminister Franz-Josef Strauß. Der Bau des Tunnels begann unterhalb des seiner Zeit dort gelegenen Postministeriums zwischen dem Bundeskanzlerplatz und dem heutigen Haltepunkt Hauptbahnhof, der in den ersten Jahren der Stadtbahn nur als Wendeanlage genutzt wurde.
Die Endstation der Züge war zunächst die provisorische Haltestelle ‚Am Hauptbahnhof‘. Erst 1979 wurde der jetzige Haltepunkt Hauptbahnhof mit seinen vier Gleisen eröffnet. Der Bau des Tunnels fand teilweise in offener Bauweise statt. Es wurden 650.000 Kubikmeter Erde ausgehoben, das sind umgerechnet 140.000 Lkw-Ladungen. In 2,5 Millionen Arbeitsstunden wurde die Strecke des 3,2 Kilometer langen Tunnels von mehreren Hundert Fachleuten geplant und gebaut.
Die Rammarbeiten auf der Adenauerallee erschütterten die Häuser der Anlieger enorm. Furore machte während dieser Arbeiten eine unbürokratische Abmachung zwischen einem Zahnarzt an der Adenauerallee und der Besatzung einer schweren Ramme. Musste der Dentist eine komplizierte Behandlung vornehmen, hängte er eine rote Fahne aus dem Fenster seiner Praxis. Daraufhin wurde der Rammbetrieb eingestellt und der Zahnarzt konnte ungestört arbeiten.

Der große Tag im März 1975
Dann war es endlich soweit: Am 22. März 1975 fuhr der erste Zug der Bonner Stadtbahn durch die Tunnel. Um 10.28 Uhr setzte sich der Zug zur Jungfernfahrt unter dem Applaus der 500 Anwesenden in Bewegung. Stadtbahnfahrer Josef Hansen, der aus einer Gruppe von 20 Fahrern ausgewählt wurde, hatte dabei einen besonders stolzen Moment – immerhin war er der erste Fahrer, der die Strecke gänzlich befuhr. Neben der obligatorischen Fahrzeugnummer wurden die Bahnen mit einem Namen und einem Wappen versehen. Das erste Fahrzeug 7351 hieß Bonn, die anderen Bahnen wurden nach Partnerstädten oder Städten mit einer U-Bahn benannt.


Zur Taufe von weiteren sieben Stadtbahnwagen mit dem Namen der Partnerkommunen waren Vertreter der U-Bahn-Städte Berlin, Hamburg, Frankfurt, München, Köln, Nürnberg und Stuttgart nach Bonn gereist. Die jeweiligen Stadtbahnen wurden bei der Eröffnung der neuen U-Bahnstrecke von den Oberbürgermeistern der namensgebenden Städte mit typischen Getränken der jeweiligen Region getauft: Berliner Weiße, Kölsch, Äbbelwoi, württembergischer Wein, bayrisches Weißbier und fränkisches Rauchbier wurden hierfür verwendet. 37.000 Gäste besuchten am Samstag und Sonntag die anschließende Feier zur Eröffnung der Bonner U-Bahn auf dem Bonner Marktplatz sowie die Informationsschau am Bahnhof. (mw)
In einem Video spricht der Bonner Verkehrsexperte Volkhard Stern über die Entstehung des Stadtbahntunnels mit seinen bunten Haltestellen. Als 14-Jähriger war Stern damals bei der Einweihung dabei. Hier geht es zum Video: https://www.youtube.com/watch?v=KEy4ydCYsYs