28.08.2024

Busbetriebshof startet in eine neue Ära

„Noch sieht es ja aus wie immer“, stellte ein Anwohner auf dem SWB-Betriebsgelände an der Godesberger Allee fest. Das wird sich aber ändern. Denn SWB Bus und Bahn plant die Komplett-Modernisierung des Bus-Betriebshofs in Friesdorf, um die Mobilität in Bonn nachhaltiger zu gestalten und so am großen Ziel der Klimaneutralität der Stadt bis 2035 mitzuwirken.

An den Infotafeln informierte Peter Krämer, Bereichsleiter Technische Anlagen (l.), die Anwohnerinnen und Anwohner über den neuen Busbetriebshof von SWB Bus und Bahn. (Fotos: Stadtwerke Bonn/Martin Magunia)

Wie das Neubauvorhaben umgesetzt wird und was das für die Menschen in der Bundesstadt bedeutet, erfuhren Anliegerinnen und Anlieger bei einer Infoveranstaltung. Impressionen davon gibt es in diesem Video. „Wir wollen die Chance nutzen, um zu erfahren, was passiert und was uns erwartet“, sagte Sigrid Koppenhöver aus der Riemenschneiderstraße. Von Verantwortlichen anderer Bauvorhaben an der B9 habe sie vor Baubeginn nie etwas gehört, so eine Anwohnerin vom Langen Grabenweg. „Deshalb sollte man eine solche Einladung wie die jetzt von den Stadtwerken auch annehmen“, begründete sie ihr Kommen. 

Busflotte wird rein elektrisch

So weit wie Türen und Tore des Betriebshofs geöffnet waren, so offen kommunizierten die SWB-Fachleute und die zahlreichen neugierigen Gäste über die Planungsschritte, die den ÖPNV in Bonn in eine elektrische Zukunft führen werden und so transparent soll es weitergehen, wie Anja Wenmakers, Geschäftsführerin SWB Bus und Bahn, erklärte: „Bis 2035 sollen unsere mehr als 200 Linienbusse rein elektrisch unterwegs sein. Das heißt, wir stellen unsere gesamte Flotte um.“ 
 

Anja Wenmakers, Geschäftsführerin von SWB Bus und Bahn, und Projektleiter Steffen Gärtner (3.v.l.) beantworteten Fragen der Nachbarinnen und Nachbarn zum Planungsstand.

Dafür bedarf es einer entsprechend ausgebauten Ladeinfrastruktur, und die wird auf dem Friesdorfer Areal genauso entstehen wie neue Stellflächen und Wartungsstätten für die E-Busse, die die bisherigen Diesel-Fahrzeuge dort sämtlich ersetzen. Ganz ohne temporäre Verkehrsbehinderungen rund um den Betriebshof, Lärm und Staub werde es bei einem Projekt dieser Dimension nicht gehen. Aber: „Wenn wir hier fertig sind, wird es dank der E-Antriebe leiser und sauberer sein und die bisher nach Bedarf gewachsene Fläche optimal ausgelegt“, so Wenmakers.

Grüner Strom und begrünte Lärmschutzwände

Die Themenstation mit Visualisierungen zu Entstehung, Aussehen und Funktion des neuen Betriebshofs waren beim Infotreffen genauso umringt wie die Fachleute, die bereitwillig Auskunft gaben. Wie ihre Aussicht künftig sein wird, interessierte Gabriele Wesner-Keuenhof: „Jetzt gucke ich auf Grün und sehe nichts vom Betriebshof." 

Anliegerin Gabriele Wesner-Keuenhof wollte wissen, wie ihre Aussicht künftig sein wird. Aktuell blicke sie ins Grüne.
Peter Küpper, Bereichsleiter Kraftfahrzeuge, erklärte, dass die neuen Lärmschutzwände nach außen begrünt werden.
Ob die Lärmschutzwände ihr Erdgeschoss verschatten, interessierte die Woldt-Krügers. Es gibt auch transparente Elemente.

Grün wird es auch weiter sein, sogar einige Grünflächen auf dem Gelände neu entstehen, „und auch große Bäume werden hier weiter wachsen“, beruhigte Projektleiter Steffen Gärtner. Indem die Lärmschutzwände nach außen begrünt werden, gehen die SWB sogar über geforderte Vorgaben hinaus, ergänzte Peter Küpper, SWB-Bereichsleiter Kraftfahrzeuge, der mehrere Gruppen über das Gelände führte: „Im Sinne einer schöneren Optik und von mehr Lärmminderung.“ 

Der Lärmschutz beschäftigte unter anderem auch Marie-Luise und Eckard Sagasser: „Ob sie für uns im zweiten Stock hoch genug sein werden?“ Mit über zehn Metern sollte das der Fall sein, so die SWBler. Anja Woldt-Krüger wiederum fragte, ob für sie so hohe Wände eine Verschattung im Erdgeschoss bedeuten. Auch das ist schon in den Planungen bedacht, die noch nicht final sind und deshalb laut Gärtner auch noch die Option von teilweise durchsichtigen Elementen bieten. 

Leiser, sauberer, moderner unterwegs

Nach einer Ausweitung des Geländes erkundigte sich Berta Meyer. „Es werden zwar größere Flächen für das Laden und Parken der E-Busse benötigt, aber die bisherigen Grundstücksgrenzen bleiben nahezu unverändert“, sagte Gärtner. Die Ladeinfrastruktur interessierte einen Elektrotechnikingenieur aus der Riemenschneiderstraße besonders. Grüner Strom fließt künftig in allen E-Bussen, von denen die SWB aktuell sieben betreiben und vor Ort aufladen.

Marie-Luise und Eckard Sagasser haben festgestellt, dass es auf dem Betriebshof in Friesdorf in den letzten Jahren schon ruhiger geworden ist.

Klima-Bus in der Werkstatthalle

„Es ist auf jeden Fall schon ein bisschen leiser geworden“, hat das Ehepaar Sagasser bemerkt. Und auch Sigrid Koppenhöver ist „um jeden E-Bus froh wegen weniger Abgasen und weniger röhrenden Motoren. Schließlich muss etwas passieren, wenn unsere Kinder auch noch etwas haben wollen von dieser Welt.“ Die Notwendigkeit von mehr Klimaschonung veranschaulichte der in der Werkstatthalle ausgestellte neue „Klima-Bus“ der SWB, dessen Streifen-Design die rapide steigende Erderwärmung von 1850 bis 2023 farblich sichtbar herausstellte.

Ein Neubau im Sinne der Bonner Klimaziele

Die Entscheidung für einen neuen Betriebshof ist das Ergebnis einer umfassenden Analyse der aktuellen und zukünftigen Bedürfnisse des öffentlichen Nahverkehrs in der Stadt, erfuhren die Nachfragenden. Dessen moderne Einrichtungen und Technologien sollen Effizienz und Zuverlässigkeit steigern und zur umweltfreundlichen Gestaltung der Einsatz erneuerbarer Energien und nachhaltige Bauweisen im Sinne der Bonner Klimaziele gehören.

Der Projekt-Zeitplan sieht Vorarbeiten ab November vor, von März 2025 bis Februar 2027 folgt in mehreren Abschnitten die neue Bauphase, im Herbst 2028 der vollständige Abschluss.

Fahrbetrieb geht bei Bauarbeiten weiter

Es gehe um eine „riesige Innovation“, befand André Seppelt, Geschäftsführer der Elektrische Bahnen der Bundesstadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises GmbH (SSB): „Und wir wollen und müssen Menschen mitnehmen und uns alle als Teil dieser Innovation fühlen.“ Ihn beeindruckte „wie offen und konstruktiv“ die Gekommenen sich auf den Dialog mit den SWB einließen. Anerkennung gab es von diesen wiederum für die logistische Leistung der SWB, „alles im laufenden Betrieb zu stemmen“. 
 

André Seppelt, Geschäftsführer der Elektrische Bahnen der Bundesstadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises GmbH (Mitte), zeigte sich vom konstruktiven Dialog begeistert.

Beim Busverkehr ergeben sich durch den Umbau des Betriebshofs Friesdorf für die Fahrgäste keine Änderungen. Der Betrieb geht trotz der umfangreichen Maßnahmen wie gewohnt weiter. Die Anliegenden sollen weiterhin über den Stand der Bauarbeiten auf dem Laufenden gehalten werden. Updates erhalten auch alle, die sich dafür anmelden, unter swb-busundbahn.de/umbau-betriebshof-friesdorf. (as)

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