Die zweiterstellten Stadtbahnen von SWB Bus und Bahn sind für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste barrierefrei gestaltet und kontrastreich optimiert worden.
Gemeinsam erarbeiten die Behindertengemeinschaft und die Stadtwerke Bonn in regelmäßigen Gesprächsrunden Vorschläge zur Verbesserung der Barrierefreiheit in den Fahrzeugen und an den Haltepunkten. Hier wurde eine großzügige "Landschaft" für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste deutlich wahrnehmbar eingerichtet. Die Aufbauten unter den Sitzen wurden entfernt und stattdessen auf beiden Seiten Klappsitze angebracht. Diese Plätze sind dafür ausgelegt, dass Rollstuhlfahrer ihren Rollstuhl problemlos wenden können und einen sicheren Halt finden. Auch Kinderwagen, Gepäckstücke und Fahrräder können hier bei Bedarf Platz finden. Vor allem das neugestaltete Farbkonzept im Innenraum und die akustischen Signaltöne wie Finde-Signal, Schließ-Signal sowie Warn-Signal an den Türen überzeugen auf Anhieb. Die neuen optischen Bedienelemente wie gelbe Türöffnungstaster, rote Haltestangen und die integrierte Blindenschrift (Braille, "open door") auf den Türtastern erleichtern das Bahnfahren enorm.
„Wir nehmen die Wünsche unserer mobilitätseingeschränkten Fahrgäste sehr ernst. Wir gleichen unsere Maßnahmen im Vorfeld mit den Anforderungen der Behindertengemeinschaft ab und setzen sie dann um. Die positive Resonanz auf die zweiterstellten Bahnen bestärkt uns, diesen Weg fort zu setzen." Anja Wenmakers, Geschäftsführerin der Stadtwerke Bonn Verkehrs-GmbH
Hintergrund Projekt "Zweiterstellung"
Hinter diesem "Comeback des Jahres" steckt eines der interessantesten und erfindungsreichsten Projekte in der Geschichte der Stadtwerke Bonn. Denn die zweiterstellten Bahnen sind nagelneu und gleichzeitig Oldtimer. Sie wurden Mitte der 70er Jahre als "Typ B 100" bei der Düsseldorfer Waggonfabrik (Duewag) gekauft und in Dienst gestellt. Nach fast vier Jahrzehnten im Dauereinsatz sollten 25 Bahnen aus den Baujahren 1974 bis 1977 ausgemustert werden. Aber auf der Suche nach einem Nachfolgemodell fanden die SWB-Fachleute schnell heraus: Die wenigen Bahnproduzenten weltweit liefern Produkte, die nicht so solide erscheinen, wie die alten Düsseldorfer Duewag-Bahnen. Und das zu Preisen von mehr als drei Millionen Euro pro neue Bahn. Es reifte der Plan, die solide Substanz zu erhalten, und in die Stadtbahnproduktion einzusteigen. Zunächst werden 25 Stadtbahnen aus den 70er Jahren neu erstellt. Stückpreis: Rund 1,2 Millionen Euro. Im Vergleich zum Kauf von 25 neuen Fahrzeugen entsteht ein Einsparvolumen von rund 50 Millionen Euro. Weitere 35 Fahrzeuge (Baujahre 1983 bis 1993) sollen anschließend in einem zweiten Schritt erneuert werden.